Mittwoch, 19. Juli 2017
Warum kein Bus in der Grünen Heyde?
Als Grund dafür, dass der Bus auf zusätzlichen 3,5 km außen um das Gebiet herumfahren soll, nennt die Stadtverwaltung „da eine Querung des Gebietes nicht mit dem Ziel vereinbar ist, die verschiedenen Verkehrsarten kreuzungsfrei zu führen (Zielerreichung Platin)“.

Mit „Platin“ ist die höchste Stufe der DGNB- (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)-Zertifizierung gemeint, die ein Stadtquartier nach verschiedenen Kriterien der Nachhaltigkeit und der Lebensqualität bewertet. Das in Klammern gesetzte „Zielerreichung Platin“ soll wohl nahelegen, dass Kraftverkehr, Rad- und Fußverkehr einander nicht kreuzen dürfen, wenn man bei der DGNB Platin erreichen wolle.

Wohlweislich nennt aber die Verwaltung nicht ausdrücklich einen Begründungszusammenhang. Denn den gibt es nicht. Die einschlägigen DGNB-Dokumente namens „Mobilitätsinfrastruktur – motorisierter Verkehr“ und „Mobilitätsinfrastruktur – nicht motorisierter Verkehr“ fordern an keiner Stelle eine kreuzungsfreie Verkehrsführung. Im Gegenteil: „Shared Space“, in dem alle Verkehrsarten den Straßenraum gleichberechtigt nutzen, trägt mit 5 Punkten zur positiven Bewertung bei.

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Dienstag, 18. Juli 2017
Gutachten: Diesel-Bus zweispurig im Mühlenweg
Am 15.06.2017 hat die Stadtverwaltung die Ergebnisse von Fachgutachten zur Grünen Heyde vorgelegt. Die mögliche Gestaltung von Straßen zeigt das u. a. Bild von Seite 22 der Vorlage: Die Straße ist breit genug für zwei Pkws im Begegnungsverkehr und einen Parkstreifen für Pkws.



Das nennt man „autogerechte Stadt“. Die Grüne Heyde soll aber alles Andere werden, nämlich ein ökologisches Musterquartier mit Vorrang für ÖPNV, Rad und Fuß. Der Ersteller des Gutachtens – es handelt sich um eine von der Stadt bezahlte Auftragsarbeit - hat das offenbar nicht verstanden.

Genauso sein Konzept für den Bus: Statt auf kurzem Weg in das Gebiet hinein soll ein großer Bus in beiden Fahrtrichtungen auf 3,5 km um die Grüne Heyde herumgeführt werden. Die Fahrbahn des Mühlenwegs soll von 5,00 auf 6,50 Meter verbreitert werden, der Gehweg teils hinter den Knick verlagert werden, die Einmündung Ulzburger Straße vergrößert werden. Die Kollateralschäden sind: Mehr Fläche wird versiegelt, mehrere große Bäume mit einem Stammumfang von bis zu 3 Metern werden gefällt, die Anwohner werden dem Lärm, den Abgasen und dem Feinstaub eines Diesel-Busses ausgesetzt. Über die Kosten des Umbaus macht sich die Stadtverwaltung vermutlich weniger Sorgen, denn die sollen zum großen Teil die Grundstückseigentümer im Mühlenweg tragen.

Die Anwohnerinitiative des Mühlenwegs hatte im Jahr 2014 in einer an die Stadtverwaltung gerichteten Stellungnahme ihre Hoffnung auf das neue Gebiet so ausgedrückt: „Die Bebauung der Fläche südlich des Mühlenwegs bietet die Chance, ein gemeinsames Wohngebiet zwischen dem Kringelkrugweg im Norden und der Harckesheyde im Süden zu schaffen, in dem die Menschen gerne leben.“

Das aktuelle Gutachten bewirkt das Gegenteil: Es trennt die beiden Wohngebiete und bürdet den Mühlenweg-Anwohnern alle Lasten des Verkehrs auf.

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Samstag, 15. Juli 2017
Neun kleine Blumenkübel
Am 1. Dezember 2016 hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr beschlossen, dass im Mühlenweg zur Verkehrsberuhigung 9 „Blumenkübel oder ähnliche Elemente“ aufgestellt werden. Aber bis heute steht kein einziger davon.

Die Vorgeschichte: 2015 haben Stadtverwaltung, externe Planer und Mühlenweg-Anwohner wegen des geplanten Wohngebiets „Grüne Heyde“ zusammengesessen und einen Plan entwickelt, um dem Mühlenweg seinen Charakter als Durchgangsstraße zu nehmen. Der Verkehr sollte auf einem kurzen Abschnitt über einen „Bügel“ in die Grüne Heyde verschwenkt werden.

Weil mit den Arbeiten zur Grünen Heyde frühestens 2018 begonnen werden sollte, hat Erster Stadtrat Thomas Bosse zur kurzfristigen Verkehrsberuhigung Blumenkübel vorgeschlagen, Aufstellung im Frühjahr 2016. Aber es tat sich nichts, obwohl sogar OB Grote in einem Gespräch im Frühjahr gesagt hatte, eine solche kostengünstige Lösung, bei der der Asphalt nicht angeschnitten werden müsste, könnte er sich vorstellen.

Im Herbst 2016 haben Anwohner die politischen Parteien angesprochen und einen Plan für 9 Orte vorgelegt, an denen Blumenkübel aufgestellt werden sollten, weil dort lange gerade Strecken zum Gasgeben einladen. Die Eigentümer der Grundstücke, vor denen die Blumenkübel stehen sollten, haben schriftlich ihr Einverständnis erklärt.

Die CDU hat ablehnend reagiert, aber FDP, Grüne, Linke, SPD und WiN (Nennung in alphabetischer Reihenfolge) waren zum Teil mit Vertretern vor Ort und haben am 1.12.2016 mit ihrer Mehrheit den Beschluss gefasst. Vorausgegangen war eine Diskussion, in der die CDU argumentierte, sie wollten eigentlich den Mühlenweg vor Beginn der Arbeiten zur Grünen Heyde „nicht anfassen“. Durch das Anfahren hinter Blumenkübeln würde der Lärm zunehmen. Nicolai Steinhau-Kühl (SPD) betonte dagegen, es handelte sich um eine einfach herzustellende Unterbrechung der langen Strecken, die kurzfristig Linderung beim Raser-Problem schaffen könnte. Ebenso argumentierte Dr. Norbert Pranzas (Linke). Tobias Mährlein (FDP) entgegnete der CDU, die Anwohner würden sich schon melden, wenn der Lärm durch die Blumenkübel zunehmen würde.

Die CDU schlug vor, stattdessen Tempo-30-Schilder aufzustellen und zu blitzen. Marc Muckelberg (Grüne) entgegnete, der Mühlenweg wäre längst Tempo-30-Zone, und das Ordnungsamt würde nicht nachts um 4:30 Uhr blitzen (Anmerkung des Verfassers: Nachts zwischen ca. 4:15 Uhr und 5:15 Uhr fahren viele DPD-Transporter sehr schnell und mit entsprechendem Lärm durch die Straße).
Sofort nachdem der Ausschuss mit den Stimmen von FDP, Grünen, Linken, SPD und WiN die Aufstellung der Blumenkübel beschlossen hatte, kritisierte Thomas Bosse ihn. Die 3000 Autos, die täglich durch den Mühlenweg führen, würden keinen signifikanten Lärm erzeugen. Zudem wollten die Kommunalpolitiker offenbar nur den Anwohnern einen Gefallen tun. Auch werde das UPS-Problem durch die Blumenkübel nicht gelöst.

Das wirft ein Schlaglicht auf das Verständnis, das Thomas Bosse von der Rolle der Stadtverwaltung hat: Der Norderstedter Bürger ist offenbar jemand, den man kurz halten muss und dem man auf keinen Fall einen Gefallen tun darf. Zu schweigen davon, dass die Anwohner ihn mit seinem Vorschlag der Blumenkübel nur beim Wort genommen haben. Und zu schweigen davon, dass die Anwohner nie wegen UPS eine Beschwerde vorgebracht haben, wohl aber wegen DPD.

Folgerichtig tut Thomas Bosse seitdem alles, um die Umsetzung des Beschlusses zu verhindern. Zum Beispiel hat er Kai Hädicke-Schories von der Norderstedter Polizei im Ausschuss auftreten lassen. Seine Aussage: Die Polizei ist für die Aufstellung von sechs der Blumenkübel, aber „wegen des hohen Parkdrucks“ gegen die Aufstellung von drei Blumenkübeln im Westteil des Mühlenwegs. Den „hohen Parkdruck“ hat er tagsüber festgestellt, als vor dem Neubau in Nr. 20 mehrere Handwerkerfahrzeuge und vor Nr. 27a die Mitarbeiter und Besucher einer Firma geparkt haben. Jede Nacht aber, wenn die DPD-Fahrzeuge Anwohner aus dem Schlaf reißen, handelt es sich um eine lange gerade Strecke ohne jedes Hindernis. Das Video https://www.youtube.com/watch?v=o4arpToEVkM zeigt, wie schnell daher nachts gefahren wird. Gerade hier sollten die versetzt aufgestellten Blumenkübel, verbunden mit Parkverbotsbereichen, die das Einscheren bei Gegenverkehr ermöglichen, Linderung schaffen. Denn so steht es dort um parkende Fahrzeuge am Abend und in der Nacht:
Blick ab Mühlenweg 23 Richtung Osten: freie Bahn für Raser

Aber auch auf die sechs von der Polizei befürworteten Blumenkübel warten die Anwohner bisher vergeblich.

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